Keller abdichten von innen: wann infrastruktur wie kapillarbremsen oder drainagesysteme nötig sind

Keller abdichten von innen: wann infrastruktur wie kapillarbremsen oder drainagesysteme nötig sind

Feuchte Keller sind ein Klassiker unter den Renovierungsproblemen — und ebenso klassisch sind die Fragen: Reicht eine Innenabdichtung? Oder muss ich die ganze Außenanlage samt Drainage in Angriff nehmen? Aus meiner Praxis auf der Baustelle weiß ich: Es kommt auf die Ursache an. In diesem Beitrag erkläre ich, wie ich vorgehe, wann kapillarbrechende Maßnahmen oder Drainagesysteme wirklich nötig sind und welche Lösungen sich in der Praxis bewährt haben.

Erst die Bestandsaufnahme: Woher kommt das Wasser?

Bevor ich einen Hammer oder eine Pumpe hole, analysiere ich die Quelle der Feuchte. Dafür schaue ich mir drei Dinge an:

  • Außenbereich: Geländeverhältnisse, Regenwasserableitung, Dachrinnen und Fallrohre. Steht die Bodenfläche am Haus höher als die Geländeabdichtung? Sind Drainagen vorhanden?
  • Wand- und Bodenaufbau innen: Gibt es sichtbare Salzausblühungen, Abplatzungen oder Putzschäden? Wie hoch zieht sich die Feuchte an der Wand hoch?
  • Wassereintragstyp: Ist es aufsteigende Kapillarfeuchte, von außen eindringendes Stauwasser bei hohem Grundwasser oder drückendes Sickerwasser?

    Typische Hinweise: Weiße Salzkrusten oder feuchte Flecken nahe dem Erdboden deuten oft auf kapillaren Aufstieg hin. Klar abgegrenzte nasse Stellen nach starken Regenfällen oder bei vollem Grundwasser sprechen eher für eindringendes Zuschlagwasser oder fehlende Drainage.

    Innenabdichtung — was sie leistet und wo ihre Grenzen sind

    Eine Innenabdichtung ist oft die schnellste, kostengünstigste und für Bewohner am wenigsten invasive Lösung. Dabei nutze ich oft:

  • Reaktionsharz- oder Zementbeschichtungen (z. B. Produkte von Sika oder Remmers) für gegenkapilläre Schichten.
  • Sanierputze mit hohem Salz- und Feuchtemanagement (z. B. Trass-Kalkputze oder spezielle Sanierputze von Henkel).
  • Horizontalsperren per Injektionsverfahren, wenn capillarer Aufstieg vermutet wird (Siliconharze, Acrylate).
  • Diese Maßnahmen funktionieren gut, wenn die Feuchtequelle nicht drückendes Wasser ist und die Bodensätze stabil bleiben. Innenabdichtungen verhindern oft die sichtbare Durchfeuchtung und reduzieren Schadensbilder — sie beseitigen aber nicht das Problem, wenn von außen dauerhaft Wasser ansteht. Außerdem muss man bei Innenlösungen mit reduzierter Raumhöhe und möglicher Veränderung der Raumklimatik rechnen.

    Wann eine kapillarbrechende Maßnahme nötig ist

    Kapillarbrechende Maßnahmen zielen darauf ab, den kapillaren Wassertransport in Mauerwerk und Boden zu unterbrechen. Ich empfehle sie, wenn:

  • die Feuchte durch aufsteigende Kapillarität verursacht wird (kein drückendes Wasser),
  • das Mauerwerk salzbelastet, aber strukturell noch intakt ist,
  • ein Eingriff von außen nicht möglich oder unverhältnismässig teuer ist.
  • Typische Anwendungen sind horizontale Injektionen (chemische Horizontalabdichtung) oder das Einbringen einer kapillarbrechenden Schicht beim Neubau (PE-Folie, Bitumenbahnen). Bei Injektionen arbeite ich mit bewährten Systemen, achte auf Herstellerangaben (z. B. Murexin, Bausan) und lasse bei unsicheren Diagnosen Feuchte- und Salzanalysen durchführen. Wichtig: Injektion ist nicht immer dauerhaft — bei sehr salzhaltigem Mauerwerk oder wenn die Feuchtezufuhr sehr hoch ist, muss öfter nachbehandelt oder kombiniert werden.

    Wann eine Drainage-/Entwässerungslösung nötig ist

    Dränagen und Außenabdichtungen sind dann Pflicht, wenn Wasser von außen – insbesondere drückendes Wasser – gegen die Kellerwand wirkt oder wenn das Grundwasser hoch steht. Indikatoren sind:

  • ständig feuchte Außenmauern trotz Innenabdichtung,
  • Sickerwasser während oder nach starken Regenfällen,
  • Wasserstände, die das Fundament über längere Zeit belasten.
  • In solchen Fällen setze ich auf ein System aus:

  • Aushub und Freilegung der Außenwand bis auf die Fundamentsohle,
  • außenliegender Abdichtung (Bitumen, Dichtschlämme oder Kunststoffbahnen) je nach Belastung,
  • Sockeldrain mit Kiesbett und Dränrohr (gefiltertes Rohr, z. B. mit Geotextilmantel),
  • leichtes Gefälle zum Sammelpunkt und gegebenenfalls eine Hebeanlage oder Sickergrube.
  • Die Drainage reduziert den hydrostatischen Druck auf die Wand. Bei drückendem Wasser, z. B. bei Hochwasser oder feuchtem Gelände, ist das die nachhaltigste Lösung. Kombiniert mit einer außenliegenden Dämmung (wenn energetisch gewünscht) lässt sich der Keller langfristig trocken und warm halten — hier arbeite ich häufig mit XPS-Platten oder Perimeterdämmungen nach SN-Baustandards.

    Praktische Tipps aus der Praxis

  • Messen statt raten: Ich nutze Feuchtemessgeräte (Kapazitiv, Widerstand) und lasse bei komplexen Fällen Geologen oder Bauphysiker schauen.
  • Kombination statt Alleingang: Häufig ist eine Mischlösung sinnvoll — z. B. Innenabdichtung plus punktuelle Drainage oder Injektion plus Sanierputz.
  • Achte auf Aufbauhöhe: Innenaufbauten wie neue Dämmschichten oder abgehängte Decken verändern das Raumklima — kontrollierte Lüftung kann hier helfen.
  • Materialwahl: Bei Innenabdichtungen bevorzuge ich atmungsaktive Sanierputze, wo möglich. Bei Außenabdichtungen kommt es auf die Belastung (drückend vs. nicht drückend) an — Bitumenbahnen sind robust, Kunststoffbahnen bieten häufig längere Haltbarkeit.
  • Sicherheit: Bei Aushubarbeiten achte ich auf statische Risiken und sichere Abstützungen. Wasser kann schnell unerwartete Lasten verursachen.
  • Typischer Ablauf eines Projekts

    SchrittWas ich prüfe / mache
    1. DiagnoseFeuchtemessungen, Boden- und Salztests, Sichtprüfung außen
    2. KonzeptInnenlösung, kapillarbrechende Maßnahmen, Außenabdichtung + Drainage — Entscheidung nach Kosten/Nutzen
    3. UmsetzungAustrocknung, Injektion/Putzarbeiten oder Aushub und Abdichtung außen
    4. NachsorgeKontrolle Feuchte, Lüftungsstrategie, ggf. Wartung Drainage / Hebeanlage

    Ich empfehle immer, bei Unklarheiten ein kurzes Bodengutachten oder eine Unterstützung durch eine Bauphysikerin zu holen. Gerade bei denkmalgeschützten Objekten oder alten Mauerwerken können falsche Maßnahmen mehr schaden als nützen.

    Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen anhand von Fotos den Problembereich einschätzen und Empfehlungen geben — oder wir stellen gemeinsam eine Checkliste zusammen, welche Schritte in Ihrem Projekt nötig sind. Schreiben Sie mir über die Kontaktseite auf Webergipser.ch, dann schauen wir uns Ihr Projekt an und planen eine praktikable Lösung.


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