In vielen Altbauten treffe ich auf das gleiche Problem: dichte Fenster, unsichtbare Wärmeverluste und trotzdem Feuchteprobleme in Ecken und hinter Schränken. Ohne ausreichende Lüftung entsteht schnell Schimmel – auch wenn die Bewohner regelmäßig lüften. In diesem Beitrag schildere ich aus meiner Praxis, wie ich Lüftungsanlagen im Altbau nachrüste, welche Vor- und Nachteile dezentrale und zentrale Systeme haben und welche Maßnahmen Schimmelrisiken wirksam senken.
Warum Nachrüstung oft unvermeidlich ist
Altbauten wurden meist ohne moderne Lüftungskonzepte geplant. Mit der energetischen Sanierung (neue Fenster, bessere Dämmung) reduziert sich der natürliche Luftaustausch. Das Ergebnis: kondensierende Feuchte an kalten Bauteilen, erhöhte Luftfeuchte in Bädern und Küchen und somit ein erhöhtes Schimmelrisiko. Ich behandele deshalb Lüftung als Teil einer ganzheitlichen Sanierung — nicht als Luxus, sondern als notwendige Maßnahme für Gesundheit und Bausubstanz.
Dezentrale vs. zentrale Lüftungsanlagen – kurz erklärt
Bei der Auswahl gibt es zwei grundlegende Systeme:
- Dezentrale Lüftung: Einzelgeräte (meist mit Wärmerückgewinnung) in den Außenwänden einzelner Räume. Gut geeignet, wenn Installationsräume oder Schächte fehlen.
- Zentrale Lüftung: Eine zentrale Einheit mit Luftkanälen, die in mehrere Räume führt. Oft effizienter bei größerem Volumen und ganzheitlicher Luftführung.
Vergleichstabelle: Dezentrale vs. Zentrale Systeme
| Dezentrale | Zentrale | |
|---|---|---|
| Einbauaufwand | Gering bis mittel (einzelne Mauerdurchbrüche) | Hoch (Kanäle, Technikraum) |
| Störende Eingriffe | Begrenzt auf einzelne Wände | Große Eingriffe in Decken/Wände nötig |
| Wärmerückgewinnung | 25–85% je nach Gerät | bis zu 90% mit effizienter Anlage |
| Lüftungssteuerung | Pro Raum möglich, individuell | Zentrale Steuerung, zonenweise möglich |
| Wartung | Filterwechsel an mehreren Geräten | Wartung an einer zentralen Einheit |
| Kosten (Investition) | Gering bis mittel pro Gerät | Höher, aber oft wirtschaftlicher bei komplettem System |
Praktische Kriterien zur Entscheidung
Wenn ich ein Projekt beurteile, schaue ich auf folgende Punkte:
- Gebäudetyp und Bauteile: Gibt es Lüftungsschächte oder Leerverrohrungen?
- Nutzungsprofil: Wie viele Personen, wie oft wird gekocht oder geduscht?
- Budget und Bauzeit: Wie viel Umbau ist möglich?
- Energieeffizienz: Soll Wärme rückgewonnen werden (WRG/WRG-Rate)?
- Schallschutz und Ästhetik: Fensterbohrungen vs. unsichtbare Kanäle?
Dezentrale Anlagen – wann ich sie empfehle
Ich empfehle dezentrale Anlagen besonders bei Einzelwohnungen, denkmalgeschützten Fassaden oder wenn Kanäle baulich nicht realisierbar sind. Ihre Vorteile:
- Einfacher Einbau ohne aufwändige Innenarbeiten
- Raumweise Steuerung – gut für ungleichmäßige Nutzung
- Gute Lösung bei schrittweiser Sanierung: man kann Zimmer für Zimmer ausstatten
Worauf ich achte: Qualität des Wärmetauschers (gegen Vereisung), Schallschutz (gute Keramik-/Kunststoffeinsätze) und energieeffiziente Ventilatoren. Marken wie Brink, Zehnder oder Aldes bieten dezentrale Pollenfilter- und WRG-Module in unterschiedlichen Leistungsgraden.
Zentrale Anlagen – wann ich sie empfehle
Bei kompletter Sanierung eines Mehrfamilienhauses oder wenn eine kontrollierte Wohnraumlüftung langfristig die Energiebilanz verbessern soll, empfehle ich eine zentrale Anlage. Vorteile:
- Höhere Effizienz und bessere Wärmerückgewinnung
- Einheitliche Luftführung, einfache zentrale Regelung
- Weniger sichtbare Geräte im Wohnraum
Nachteile sind der höhere Installationsaufwand und die benötigten Schächte. Bei zentralen Systemen ist die Planung entscheidend: Dimensionierung der Kanäle, Lage des Technikraums und Reinigungskonzepte. Ich arbeite gerne mit Systemen von Zehnder, Paul oder Wolf, weil sie gute Filterlösungen und moderne Steuerungen bieten.
Feuchte- und Schimmelschutz durch richtige Lüftung
Technik allein reicht nicht. Ich kombiniere Lüftungsmaßnahmen immer mit Verhaltensregeln und konstruktiven Anpassungen:
- Ausreichender Luftwechsel: Für Wohnräume rechne ich mit 0,5-fachem Luftwechsel pro Stunde, Küche und Bad höher (Abluft stärker einstellen).
- Stoß- und Querlüften: Auch mit Lüftungsanlage hilft gelegentliches kurzes Fensteröffnen, um Temperaturausgleich zu erreichen.
- Richtiges Heizen: Konstante Mindesttemperaturen verhindern kalte Ecken – ideal sind 16–19 °C in selten genutzten Räumen.
- Wärmebrücken minimieren: Wo möglich, Bauteile dämmen oder Oberflächentemperatur verbessern (z. B. hinter Schränken Abstand lassen).
- Feuchtemessung: Hygrometer einsetzen, ideal 40–60 % rel. Luftfeuchte. Ich empfehle einfache digitale Messgeräte in Schlaf- und Wohnzimmern.
Installationstipps aus der Praxis
Bei der Nachrüstung im Altbau habe ich einige bewährte Vorgehensweisen:
- Vor Planung: Feuchtemessungen und Bestandsaufnahme durchführen (Bauteilfeuchte, vorhandene Durchlässe).
- Für dezentrale Geräte: Mauerdurchbruch möglichst in Bereich unterhalb der Fensterbank, mit frostfreier Anschlusstechnik.
- Beim zentralen System: Kanäle möglichst kurz halten, schallgedämpfte Flexrohre vermeiden soweit möglich, Revisionsöffnungen einplanen.
- Filterzugang: Filterschneller Wechsel – ich plane so, dass Bewohner die Filter selbst wechseln können (kein Gerüst nötig).
- Wartungsvertrag: Mindestens jährliche Inspektion – Filterwechsel, Reinigung des Wärmetauschers, Steuerungstest.
Wirtschaftlichkeit und Fördermöglichkeiten
Investitionskosten variieren stark: Dezentrale Geräte kosten pro Stück oft zwischen 500–2.000 CHF (inkl. Einbau), zentrale Systeme beginnen bei mehreren Tausend CHF bis hin zu 20.000+ CHF für Mehrfamilienhäuser. Die Amortisation hängt von Wärmerückgewinnung, Energiepreisen und reduziertem Schimmelrisiko ab.
Ich prüfe immer Förderprogramme und kantonale Subventionen – in der Schweiz gibt es oft Unterstützung für energieeffiziente Lüftungssysteme und Sanierungen. Energieberatungen (z. B. beim Gebäudeenergieberater) sind hilfreich, um Maßnahmen zu bündeln und Fördermittel zu beantragen.
Wartung und Betrieb – oft unterschätzt
Eine Lüftungsanlage ist nur so gut wie ihre Pflege. Ich empfehle:
- Filterwechsel nach Herstellerangaben (meist 3–12 Monate)
- Jährliche Inspektion der Ventilatoren und des Wärmetauschers
- Reinigung der Zuluft- und Abluftöffnungen
- Dokumentation: Wartungsheft für Bewohner oder Hausverwaltung
Wenn ich Altbauten betreue, ist mein Ziel immer dasselbe: Schimmelrisiken langfristig minimieren, Energie sinnvoll nutzen und Bewohner mit einfachen Maßnahmen in die Lage versetzen, das System korrekt zu betreiben. Bei konkreten Projekten stelle ich gern eine Checkliste für die Vor-Ort-Beurteilung zusammen oder empfehle passende Gerätetypen – schreiben Sie über die Kontaktseite auf webergipser.ch, wenn Sie Unterstützung bei der Planung brauchen.