Feuchte und Schimmel im Badezimmer sind Themen, die mir auf der Baustelle immer wieder begegnen. In meinem Alltag als Handwerkerin sehe ich sowohl frisch renovierte Bäder mit falsch gewählten Materialien als auch ältere Räume, die schlicht nicht richtig belüftet werden. In diesem Beitrag schildere ich aus der Praxis, wie ein solides Lüftkonzept, die richtige Heizung und geeignete Wandbeschichtungen zusammenwirken, damit Schimmel erst gar keine Chance bekommt.
Warum Schimmel im Badezimmer entsteht — kurz erklärt
Bevor ich auf Lösungen eingehe, möchte ich das Problem prägnant zusammenfassen: Schimmel entsteht dort, wo Feuchtigkeit dauerhaft erhöht ist und Oberflächen nicht ausreichend abtrocknen können. Hauptquellen sind Duschen, Baden, aber auch feuchte Wäsche im Raum. Entscheidend sind aber nicht nur die Feuchtigkeitsquelle, sondern auch die Temperatur, Luftbewegung und die Oberflächenbeschaffenheit der Wände.
Lüftkonzept: Prävention beginnt mit Luftaustausch
Ein durchdachtes Lüftkonzept ist für mich der wichtigste Baustein der Schimmelvermeidung. In vielen Bestandswohnungen reicht das bloße Fensterlüften nicht — entweder weil keine Fenster vorhanden sind, oder weil Bewohner aus Bequemlichkeit selten lüften.
Wo es die Möglichkeit gibt, empfehle ich eine zentrale oder dezentrale KWL mit Wärmerückgewinnung (z. B. Geräte von Zehnder oder Helios). Sie sorgt für kontinuierlichen Luftaustausch ohne großen Nutzeraufwand und reduziert so dauerhaft die Luftfeuchtigkeit.
In kleineren Bädern sind feuchtegesteuerte Abluftventilatoren (z. B. von Stiebel Eltron, Vent-Axia) eine pragmatische Lösung. Wichtig ist, dass diese direkt nach dem Duschen weiterlaufen (nachlaufzeit ca. 15–30 Minuten), damit die feuchte Luft zuverlässig abtransportiert wird.
Wenn Fenster vorhanden sind, erkläre ich immer die Technik des Querlüftens (kurz, breit): 5–10 Minuten Stoßlüftung nach dem Duschen. Kippen ist nicht effektiv genug, da bei Kippstellung die kalte Außenluft langsam eindringt und die Wandoberflächen oft nicht ausreichend abkühlt beziehungsweise trocknet.
Heizung: Temperaturprofil und Taupunkt vermeiden
Ich höre häufig: "Heizung an, dann geht alles." Das stimmt nur bedingt. Eine konstante, moderate Raumtemperatur ist sinnvoller als vollständiges Auskühlen und starkes Aufheizen.
Ich empfehle, das Badezimmer nicht komplett auskühlen zu lassen. Eine Grundtemperatur um 18–20 °C verhindert, dass Innenwände unter den Taupunkt fallen, an dem Wasserdampf kondensiert.
Handtuchheizkörper (elektrisch oder an die Zentralheizung angeschlossen) sind praktisch — sie trocknen Handtücher und tragen zur Raumtemperatur bei. Achte darauf, den Heizkörper nicht komplett mit nassen Textilien zu verdecken, das blockiert die Wärmeabgabe und schafft lokale Feuchtenester.
Fußbodenheizung sorgt für gleichmäßige Wärmeabgabe und reduziert Kaltflächen. In Kombination mit guter Belüftung ist das eine sehr effektive Maßnahme gegen Kondensation.
Wandbeschichtungen: Welche Produkte wirklich helfen
Die richtige Wandbeschichtung kann viel bewirken. Meine Prioritäten: diffusionsoffen, schimmelhemmend und mechanisch belastbar. Billige Dispersionsfarben sind oft weniger geeignet, weil sie Feuchte einschließen und mikrobielles Wachstum fördern können.
Produkte mit fungiziden Zusätzen (z. B. von Caparol, KEIM, oder Mapei speziell formulierte Bäderfarben) bieten kurzfristig Sicherheit. Ich rate aber, auf zugelassene und emissionsarme Varianten zu achten, die keine gesundheitsgefährdenden Biozide freisetzen.
Silikatfarben sind diffusionsoffen und mineralisch — sie sind oft meine erste Wahl für feuchtebelastete Räume, sofern der Untergrund geeignet ist. Silikonharzfarben kombinieren die Vorteile von Silikat und Dispersionsfarbe und sind wasserabweisender, ohne komplett luftdicht zu sein.
Keramische Beläge sind natürlich Standard in Duschbereichen. Für Zone 2 und 3 (entsprechend den Vorschriften) sind wasserbeständige Beschichtungen oder Fliesen Pflicht. Bei glatten, gut abziehbaren Oberflächen ist das Risiko von Biofilmen geringer als bei rauen, porösen Putzen.
Praxis-Checkliste: So beuge ich Schimmel vor
| Maßnahme | Praxis-Tipp |
| Lüftung | Feuchtegeführte Abluft + Nachlauf oder zentrale KWL; 5–10 min Stoßlüftung nach dem Duschen |
| Heizung | Grundtemperatur 18–20 °C; Handtuchheizkörper nicht komplett abdecken |
| Wandbeschichtung | Diffusionsoffene, schimmelresistente Farbe; Silikat- oder Silikonharzsysteme bevorzugen |
| Oberflächen | Glatt und reinigungsfähig; Fugen regelmäßig prüfen und erneuern |
| Verhalten | Nasse Wäsche nicht im Bad trocknen; nach dem Duschen trocknen lassen |
Fehler, die ich immer wieder sehe — und wie ich sie vermeide
Auf vielen Baustellen beobachte ich ähnliche Fehler: zu dichte Abdichtungen ohne Belüftung, Unterputze mit hohem Salzgehalt, oder die Nutzung von Dispersionsfarben auf ungeeigneten Grundierungen. Bei Renovationen messe ich oft die Wandfeuchte und prüfe den Untergrund, bevor ich eine Beschichtung empfehle. Bei Unsicherheit setze ich auf mineralische Sanierputze und danach eine silikatische Beschichtung.
Praktische Produkte und Empfehlungen
Keine Produktwerbung im engeren Sinne, aber aus Erfahrung nenne ich gern bewährte Systeme: Für dezentrale Lüftung mag ich Zehnder ComfoAir für größere Projekte und Abluftventilatoren von Stiebel Eltron für einzelne Räume. Bei Farben wähle ich oft KEIM Silikatfarben oder Caparol Innenfarben mit Schutz gegen Schimmel. Für Fugen und Anschlüsse arbeite ich mit hochwertigen Sanitärsilikonen (z. B. von Sika oder Mapei) und erneuere Fugen lieber frühzeitig, bevor sie zu einer Schimmelquelle werden.
Wenn du möchtest, kann ich dir anhand eines konkreten Badezimmers ein individuelles Lüft- und Heizkonzept sowie Materialvorschläge erstellen — inklusive Kostenabschätzung und Checkliste für die Umsetzung. Schreib mir dazu kurz Raumgröße, Fenster/keine Fenster, und ob eine mechanische Lüftung geplant ist.