Bei Renovationen stoße ich immer wieder auf Stellen, bei denen mir sofort die Alarmglocken läuten: unscheinbare Risse im Altanstrich, dunkle Fasern in der Isolierung oder klebrige Dichtmassen an Fenstern. Solche Hinweise können auf Schadstoffe wie Bleifarbe (Leitlack), Asbest oder PCB hindeuten. In diesem Beitrag erkläre ich, wie ich vorgehe, worauf man achten muss und welche Schritte nach einem positiven Nachweis zwingend folgen – praxisnah, verständlich und sicherheitsorientiert.
Erste Hinweise erkennen: worauf ich als erstes achte
Der Kontext ist oft schon der wichtigste Hinweis. Ich frage mich bei jedem Fundstück: Wie alt ist das Gebäude? Welche Materialien wurden damals üblich verwendet? Typische Indikatoren sind:
Was ich niemals ohne Prüfung tue
Ich rate dringend: Nicht probieren, nicht reiben, nicht abbrennen. Schadstoffe wie Asbest- oder Bleistaub sind gefährlich, wenn sie in die Luft gelangen. Sofortige Maßnahmen, die ich ergreife, wenn ich etwas Verdächtiges finde:
Wie man Material zweifelsfrei identifiziert: Testmethoden
Zur sicheren Identifikation greife ich auf zertifizierte Tests zurück. Hier ein Überblick über sinnvolle Verfahren:
- DIY-Testkits (z. B. Russel oder 3M Bleitest): eignen sich für eine erste Indikation, aber sind nicht immer zuverlässig bei Überstrichen oder lackierten Schichten.
- Röntgenfluoreszenzanalyse (XRF): Mobiles Gerät, das direkt vor Ort die Blei-Konzentration messen kann. Sehr nützlich für schnelle Entscheidungen; aber nur von geschulten Personen korrekt zu bedienen.
- Laboranalyse: Farbschichtproben im Labor (AAS oder ICP-MS) geben eindeutige Resultate.
- Probenahme nur durch Fachpersonen: Asbestfasern sind gefährlich, wenn freigesetzt. Das Entnehmen von Material sollte nur von geschulten Firmen erfolgen (Sicherheitskleidung, Feuchtarbeit, staubarme Probenahme).
- Laboranalyse (PLM/SEM): Polarisationsmikroskopie (PLM) oder Elektronenmikroskopie (SEM) identifiziert die Fasertypen und Konzentrationen.
- Probenahme von Dichtmassen, Lacken, alten Transformatoren: Proben in sauberen Glasgefässen sammeln (nicht in Plastik) und ins Labor schicken.
- Laboranalysen (GC-MS): Quantitative Bestimmung der PCB-Kongenere.
Praktisches Vorgehen bei Verdacht: Meine Schritt-für-Schritt-Checkliste
Wenn ich einen möglichen Schadstoff vermute, arbeite ich nach einer festen Reihenfolge:
Welche Maßnahmen folgen nach einem positiven Nachweis?
Die Schritte unterscheiden sich je nach Schadstoff. Ich skizziere die üblichen Abläufe:
- Bei wenigen lokalisierten Stellen kann eine fachgerechte Entfernung (z. B. Nassabschleifen, kontrolliertes Heißluftverfahren unter Absaugung) erfolgen.
- Bei großflächigem Befall wird häufig eine vollständige Entfernung durch Fachbetriebe oder eine Abdeckung (z. B. mit neuen Schichten oder Verkleidungen) empfohlen.
- Entsorgung als Sondermüll – keine normale Kehrichtentsorgung.
- Asbest muss in der Regel durch zertifizierte Abbruchfirmen entfernt werden. Die Arbeiten erfolgen unter Unterdruck, mit Luftfiltration (HEPA) und speziellen Verpackungs- und Entsorgungsprotokollen.
- Nacharbeiten umfassen Oberflächenreinigung mit HEPA-Staubsaugern und Luftmessungen (Freimessung), bevor Räume wieder freigegeben werden.
- WC- und Fensterdichtmassen, Lacke oder ölhaltige Transformatoren werden ersetzt/ausgebaut. PCB-haltige Materialien gelten als gefährlicher Abfall und müssen entsprechend entsorgt werden.
- Nach Sanierung können Abnahmen und Messungen notwendig sein, um die Restbelastung festzustellen.
Schutzausrüstung und technische Hilfsmittel, die ich verwende oder empfehle
Als Handwerkerin achte ich sehr auf geeignete persönliche Schutzausrüstung (PSA):
Tabelle: Schnellüberblick Fundort – Test – typische Massnahme
| Schadstoff | Typischer Fundort | Test | Übliche Massnahme |
|---|---|---|---|
| Blei | Altanstriche, Fensterrahmen | XRF / Labor (AAS) | Entfernen/Abdecken, Sondermüllentsorgung |
| Asbest | Rohrummantelung, Dachplatten, Fliesenkleber | PLM / SEM | Fachgerechte Entfernung durch Abbruchfirma, Unterdruck, HEPA |
| PCB | Dichtmassen, Lacke, alte Transformatoren | GC-MS | Austausch/Entsorgung als Gefahrstoff, Nachmessung |
Rechtliches und Entsorgung in der Schweiz
In der Schweiz sind Schadstoffe streng reguliert. Kantone haben häufig Meldepflichten und Vorschriften zur Entsorgung. Bei Unsicherheit verweise ich auf:
Vor jeder Sanierung empfehle ich, den kantonalen Entsorgungshof oder das Amt für Umwelt zu kontaktieren, um die richtigen Entsorgungswege zu klären.
Tipps aus der Praxis, die ich anwende
Wenn ich ein Projekt plane, berücksichtige ich immer präventive Schritte:
Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen bei einem konkreten Verdachtsfall helfen: Sie können mir Bilder und Beschreibungen schicken, dann gebe ich eine Einschätzung und nenne passende Ansprechpartner oder Labore in Ihrer Region.