So plane ich eine effiziente wärmepumpen-nachrüstung: dimensionierung, anschlüsse und fördermöglichkeiten

So plane ich eine effiziente wärmepumpen-nachrüstung: dimensionierung, anschlüsse und fördermöglichkeiten

Als Installateurin aus Leidenschaft — na ja, als Handwerkerin mit viel Baustellenerfahrung — teile ich hier meine praktische Herangehensweise, wie ich eine effiziente Wärmepumpen-Nachrüstung plane. Das Thema nimmt immer mehr Fahrt auf: Hausbesitzer wollen unabhängigere, klimafreundlichere Heizsysteme, und die Technik ist ausgereift genug, dass sich Nachrüstungen oft lohnen. In diesem Beitrag erkläre ich Schritt für Schritt, wie ich die Dimensionierung angehe, welche Anschlüsse und hydraulischen Anpassungen nötig sind und welche Fördermöglichkeiten du in der Schweiz prüfen solltest.

Erste Bestandsaufnahme: Warum ist eine Analyse wichtig?

Bevor ich irgendetwas dimensioniere, mache ich mir ein klares Bild vom Gebäude. Eine Wärmepumpe funktioniert nur so effizient wie die Gebäudehülle und die vorhandene Wärmeverteilung. Ich schaue mir diese Punkte an:

  • Gebäudealter und Dämmzustand (Aussenwände, Dach, Fenster)
  • Heizsystem (Radiatoren vs. Fussbodenheizung) und Vorlauftemperaturen
  • Warmwasserbedarf und -verhalten
  • Platz- und Anschlussmöglichkeiten innen und aussen
  • Elektrische Anschlusskapazität und vorhandene Steuerung
  • Oft entdecke ich bei der Bestandsaufnahme, dass eine geringfügige Dämmverbesserung oder der Austausch von Thermostatventilen die Effizienz deutlich erhöht. Diese Massnahmen verringern die notwendige Leistungsaufnahme der Wärmepumpe und sind daher Teil meiner Planung.

    Dimensionierung: Leistung richtig auswählen

    Die Dimensionierung ist ein zentrales Thema — zu gross bedeutet unnötige Investitionskosten und häufige Taktung, zu klein bedeutet Komfortverlust und höhere Stromkosten. Meine Faustregel: Ich berechne den Heizwärmebedarf des Hauses so genau wie möglich, statt mich auf Daumenwerte zu verlassen.

    Wichtig dabei:

  • Berechne den spezifischen Heizwärmebedarf (kWh/m²a) oder nutze Heizlastberechnungen (EN 12831). Für einfache Abschätzungen reichen Normwerte, aber für nachrüstungen empfehle ich eine Heizlastberechnung.
  • Berücksichtige Spitzenlast vs. mittlere Last — oft reicht eine Wärmepumpe, die rund 70–100 % der Jahresheizarbeit abdeckt, kombiniert mit einem Spitzenlast-Backup (elektrische Nachheizung oder Gas-Brennwert) oder einer etwas grösseren Puffer-/Speichertanks.
  • Beachte die Jahresarbeitszahl (JAZ) bzw. Systemeffizienz: Sie sinkt mit höheren Vorlauftemperaturen. Wenn du alte Heizkörper hast, erwäge Vorlauftemperaturen über 55 °C — das reduziert die Effizienz stark. Deshalb prüfe in meiner Planung immer, ob Heizkörper getauscht oder Systemtemperaturen reduziert werden können.
  • Als Beispiel: Ein gut gedämmtes Einfamilienhaus mit 180 m² und einem Heizbedarf von 70 kWh/m²a hat rund 12.6 MWh Jahresbedarf. Eine Wärmepumpe mit ca. 8–12 kW Nennleistung kann hier passend sein — genaue Zahlen hängen von der Spitzenlast ab.

    Wärmepumpentypen: Vor- und Nachteile

    Ich wähle zwischen Luft-Wasser-, Sole-Wasser- (Erdsonde oder Kollektor) und Wasser-Wasser-Wärmepumpen je nach Platz, Kosten und Untergrund.

    TypVorteileNachteile
    Luft-WasserGünstig in Anschaffung, einfacher Einbau, keine ErdarbeitenLeistung sinkt bei tiefen Temperaturen, lauter Aussenaufstellung
    Sole-Wasser (Erdsonde)Sehr stabiler Betrieb, hohe Effizienz, geringer FlächenbedarfHohe Installationskosten, Genehmigungen, Bohrung erforderlich
    Sole-Wasser (Kollektor)Günstiger als Sonde, gute EffizienzGrossflächig, Gartenfläche nötig
    Wasser-WasserSehr hohe Effizienz, konstante QuellenleistungAbhängigkeit von Grundwasser und Bewilligung, aufwändige Bauweise

    Persönlich favorisiere ich Luft-Wasser-Systeme, wenn Budget und Platz begrenzt sind, und Sole-Systeme bei der langfristigen Planung und wenn der Garten das zulässt.

    Anschlüsse und hydraulischer Abgleich

    Die Integration in das bestehende Heizsystem ist oft knifflig. Ich plane folgende Schritte:

  • Hydraulischer Abgleich: unverzichtbar, damit Räume gleichmässig versorgt werden und die Wärmepumpe effizient arbeitet.
  • Puffer-/Warmwasserspeicher: Besonders bei kombinierten Warmwasser- und Heizsystemen empfehle ich einen Speicher, um Taktung zu vermeiden und Spitzenlasten zu puffern.
  • Elektrische Anschlussleistung: Prüfe, ob das Hausnetz für die Wärmepumpe ausreicht oder ob ein Anschlussupgrade nötig ist (z. B. 3-phasig, Leistungsspitzenbremsen oder Smartmeter zur Laststeuerung).
  • Verrohrung und Isolation: Lange Wege erhöhen Verluste — ich bevorzuge kurze Leitungswege, gute Wärmedämmung der Rohrleitungen und durchdachte Platzierung der Ausseneinheit.
  • Bei der Montage achte ich besonders auf Schwingungsdämpfer für die Ausseneinheit, eine frost- und drehschwingungsfeste Lagerung der Leitungen und die Zugänglichkeit für Servicearbeiten. Gute Regelungstechnik (wettergeführte Steuerung, Zeitprogramme, Smart-Home-Integration) erhöht die Effizienz zusätzlich.

    Fördermöglichkeiten in der Schweiz

    Förderprogramme sind oft der Schlüssel zur Wirtschaftlichkeit. Ich schaue jeweils auf mehreren Ebenen:

  • Bundesförderung / Kantonale Förderprogramme: Viele Kantone haben eigene Förderungen für Wärmepumpen, Gebäudedämmung oder Heizungsersatz. Auf federaler Ebene gibt es Programme wie die CO2-Abgabe-Rückverteilung oder spezifische Förderfonds.
  • Lokale Energieversorger: Oft gibt es Zuschüsse bei gleichzeitiger Energieberatung.
  • Steuerliche Abschreibungen und Förderkredite (z. B. bei der Kantonalbank oder Umweltförderstellen).
  • Mein Tipp: Sammle früh Informationen, denn Förderbedingungen können voraussetzen, dass der Einbau von zertifizierten Firmen ausgeführt wird oder dass vorab eine Energieberatung erfolgt. Manchmal lohnt es sich, die Investition in einzelne Teilschritte zu staffeln, um mehrere Förderfenster zu nutzen.

    Praxis-Tipps aus der Baustelle

    Aus meinen Projekten heraus gebe ich dir ein paar pragmatische Hinweise:

  • Plane genügend Platz für Service: Ausseneinheit frei zugänglich, Innengeräte mit Abstand und Revisionsöffnungen.
  • Denke an Schallschutz, besonders bei Luft-Wasser-Geräten in dichter Bebauung. Ich setze Schalldämpfer, Abstand oder wandabgewandte Aufstellung ein.
  • Ersetze Thermostatventile und berücksichtige Durchflussmengen: Oft sind Ventile zu klein dimensioniert.
  • Setze auf bewährte Marken (z. B. Viessmann, Stiebel Eltron, Daikin, Nibe) und auf lokale Servicenetzwerke. Ersatzteile und Support sind langfristig wichtig.
  • Dokumentiere alles: Hydraulikschema, Einstellungen, Messwerte vor und nach der Inbetriebnahme — das spart später Ärger.
  • Wirtschaftlichkeit und Amortisation

    Die Amortisationszeit hängt stark von Strompreis, Förderungen und dem vorherigen System ab. Als grobe Orientierung rechne ich mit 8–15 Jahren bei gut durchgeführten Nachrüstungen (inklusive Förderungen und optimierter Anlagentechnik). Entscheidender als die reine Amortisationszeit ist mir die Gesamtökobilanz: Reduzierter CO2-Ausstoss, langfristige Betriebssicherheit und erhöhte Unabhängigkeit vom fossilen Brennstoffpreis.

    Wenn du möchtest, kann ich dir beim nächsten Schritt helfen: eine Checkliste, eine einfache Heizlastabschätzung oder eine Vorlage für die Förderabklärung — so gehst du strukturiert in die Projektplanung und vermeidest typische Fallen.


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