Fliesenkleber und fugenmörtel wählen: so vermeide ich rissbildung auf großformatigen platten

Fliesenkleber und fugenmörtel wählen: so vermeide ich rissbildung auf großformatigen platten

Beim Verlegen von großformatigen Platten habe ich schon viele Diskussionen auf Baustellen geführt: Warum reißen Fliesen nach Monaten? Wieso lösen sich Platten trotz vermeintlich guter Verklebung? In diesem Beitrag teile ich aus meiner praktischen Erfahrung, welche Fliesenkleber und Fugenmörtel ich wähle und welche Arbeitsschritte wirklich helfen, Rissbildung zu vermeiden. Ich schreibe bewusst praxisnah – mit Produktbeispielen, Prüfungen und Tipps, die ich selbst auf Baustellen anwende.

Wesentliche Ursachen für Rissbildung bei großformatigen Platten

Bevor ich über Kleber und Mörtel spreche, ist es wichtig zu verstehen, warum Risse entstehen. Häufige Ursachen sind:

  • Ungenügende Bewegungsaufnahme des Systems (Untergrund + Kleber + Platte)
  • Nicht vollflächige Verklebung – Hohlräume unter der Platte
  • Temperatur- und Feuchteschwankungen, die zu Bewegung führen
  • Starre Kleber-/Mörtelwahl bei flexiblen Untergründen
  • Falsche Fugenbreite oder fehlende Dehnungsfugen

Ich habe erlebt, dass besonders großformatige Platten (ab ca. 60x60 cm) die Bewegungen in Unterkonstruktionen extrem stark weitergeben. Entsprechend muss die Klebe- und Fugentechnik diese Bewegungen aufnehmen können.

Welche Eigenschaften sollte ein Fliesenkleber für Großformate haben?

Für mich sind folgende Eigenschaften ausschlaggebend:

  • CE-geprüft und klassifiziert nach EN 12004 (bei erhöhten Anforderungen C2TE S1/S2 nützlich)
  • Gute Rheologie für saubere Kammtechnik und vollflächige Hinterlegung
  • Langsame Hautbildung (offen offenzeit), damit große Platten korrigiert werden können
  • Gute Haftung auf kombiniertem Untergrund (Estrich, Zement- und Calciumsulfat-, teilweise auf Holzunterkonstruktionen)
  • Elastizität oder zumindest tolerant gegenüber Bewegungen; bei hohem Verformungsbedarf S1/S2 oder flexibel deklarieren

In der Praxis verwende ich häufig Flexkleber der Klasse C2TE S1 (z. B. Produkte von PCI, Schönox oder Mapei). Auf besonders kritischen Untergründen oder bei Fußbodenheizungen greife ich zu S2-qualifizierten Klebern.

Fugenmörtel: Welche Typen und wann?

Auch der Fugenmörtel beeinflusst die Rissanfälligkeit: starre, stark schrumpfende Fugmassen können Randzonen der Platte stressen. Wichtige Aspekte sind:

  • Geringe Schrumpfung
  • Hohe Druck- und Biegezugfestigkeit je nach Belastung
  • Elastische Eigenschaften bei temporären Bewegungen (z. B. Epoxidharz- oder CG2WA-S2-Mörtel für spezielle Anforderungen)
  • Fugenbreite an das Format anpassen: bei großformatigen Platten oft 3–5 mm oder mehr je nach Maßhaltigkeit

Für normale Innenbereiche nutze ich hochwertige zementäre Fugenmörtel (CG2WA) mit geringen Schwindwerten. Bei stark beanspruchten Bereichen oder wenn große Temperaturdifferenzen erwartet werden, setze ich flexible Epoxid- oder PMMA-basierte Produkte ein.

Verlegeverfahren: Vollflächige Hinterlegung ist Pflicht

Ein zentraler Punkt, den ich immer betone: großformatige Platten müssen vollflächig hinterlegt werden. Teilweise Verklebung führt zu punktuellen Belastungen und damit zu Bruch oder Loslösung.

  • Je nach Plattendicke und Format arbeite ich mit einer Kammtechnik (z. B. 8–12 mm Kelle) oder einer „Buttering and Back-Buttering“-Technik bei sehr großen Formaten.
  • Beim Back-Buttering wird Kleber sowohl auf dem Untergrund als auch auf der Rückseite der Platte aufgetragen, um volle Kontaktfläche zu garantieren.
  • Vibrationsfreies Andichten ist wichtig: Ich benutze Gummihämmer und ziehe mit einer Latte nach, damit keine Hohlräume bleiben.

Untergrundvorbereitung – oft unterschätzt

Ich messe vor jedem Verlegen Feuchte, Ebenheit und Haftung:

  • Feuchtemessung am Estrich (CM-Messung oder elektrische Messgeräte) – bei Calciumsulfatestrichen besonders wichtig.
  • Maximale Ebenheit: bei großformatigen Platten toleriere ich deutlich weniger Schwankung; häufig setze ich 2–3 mm Abweichung auf 2 m als Grenze.
  • Grundierung: sehr saugfähige Untergründe oder solche mit Haftproblemen grundiere ich mit dem vom Kleberhersteller empfohlenen Haftvermittler.

Bewegungs- und Dehnfugen richtig planen

Die richtige Fugenplanung reduziert Rissrisiken massiv. Meine Regeln:

  • Dehnungsfugen in regelmäßigen Abständen: bei keramischen Platten oft alle 8–12 m², abhängig von Format und Raumgröße.
  • Ränder und Wandanschlüsse immer mit elastischer Fuge (Silikon oder PU-Dichtstoff) ausführen.
  • Fugenanordnung an bestehenden Gebäudefugen und Wand- oder Türdurchgängen ausrichten.

Temperatur und Feuchte beim Verlegen beachten

Ich plane immer so, dass sowohl Kleber als auch Platten während der Abbindezeit keiner starken Temperatur- oder Feuchteschwankung ausgesetzt sind. Bei Fußbodenheizungen die Heizlast beim Einbau senken oder ausschalten und langsam hochfahren – Herstellerangaben beachten.

Werkzeuge und Prüfverfahren

Praktische Tools, die ich auf keiner Baustelle missen möchte:

  • Zahnkellen in verschiedenen Größen, Gummihammer, Nivelliersysteme für große Formate
  • Feuchtemessgerät, Flächennivellierlaser oder Richtlatte
  • Probeverklebung vor der Serienverlegung: Plattenrand anritzen, Kleber anrühren, nach 24–48 Stunden prüfen

Vergleichstabelle: Klebertypen (vereinfachter Überblick)

Typ Eigenschaften Empf. Einsatz
C1 Standardzementkleber, begrenzte Haftung Wände, kleine Formate
C2TE S1 Verbesserte Haftung, rutschhemmend, verformbar Großformate, Fußbodenheizung, Innen-/Außenbereich
C2TE S2 / Elastische Kleber Hohe Dehnfähigkeit, hohe Haftung Besonders bewegungsanfällige Untergründe, große Platten
Epoxidharzkleber Hohe Chemikalien- und Wasserbeständigkeit, sehr robust Industrie, Nassbereiche, Spezialanforderungen

Praxistipps und Fehler, die ich oft sehe

  • Fehler: Zu schmale Fugen bei großen Platten. Tipp: größer planen – 3–5 mm oder mehr, je nach Maßhaltigkeit.
  • Fehler: Keine Probeklebung. Tipp: Mindestens eine Platte pro Charge probeverkleben und nach 24–48 Stunden prüfen.
  • Fehler: Untergrund nicht ausreichend grundiert. Tipp: Immer Herstellerangaben des Klebers zur Grundierung beachten.
  • Fehler: Keine Bewegungsfugen. Tipp: Dehnungsfugen großzügig einplanen und konsequent ausführen.

Markenhinweise und Produktempfehlungen

Ich nenne Marken, die sich in der Praxis bewährt haben, ohne eine vollständige Liste zu beanspruchen: PCI, Mapei, Schönox, Ardex. Wichtig ist nicht nur die Marke, sondern die richtige Produktwahl innerhalb des Sortiments (z. B. C2TE S1 vs. S2). Ich lese immer die technischen Datenblätter vor Einsatz und orientiere mich an den Empfehlungen für Plattengröße, Untergrund und Belastung.

Checkliste für die Baustelle

  • Ist der Estrich trocken und eben?
  • Wurde eine Probeklebung durchgeführt?
  • Ist der richtige Kleber (C-Klasse, S1/S2) ausgewählt?
  • Wurde vollflächige Hinterfüllung geplant (Back-Buttering bei großen Formaten)?
  • Sind Dehnungsfugen definiert und freigehalten?
  • Sind Werkzeuge (Nivelliersystem, Kellen, Gummihammer) bereit?

Wenn ich diese Punkte beherzige, laufen die Verlegungen von großformatigen Platten meistens knirschfrei. Rissbildung entsteht selten durch ein einzelnes Versagen, sondern meist durch eine Verkettung kleiner Fehler. Mein Rat: nicht am Kleber sparen, genug Zeit für Vorarbeit einplanen und lieber eine Testverlegung machen – das zahlt sich aus.


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