Mit welchen messgeräten (protimeter, thermkamera) finde ich feuchtebrücken zuverlässig auf der baustelle

Mit welchen messgeräten (protimeter, thermkamera) finde ich feuchtebrücken zuverlässig auf der baustelle

Feuchtebrücken gehören zu den trickreichsten Problemen auf der Baustelle: Sie verstecken sich hinter Tapeten, in Wandanschlüssen oder unter Estrichen und zeigen sich oft erst, wenn der Schaden schon weit fortgeschritten ist. In meiner Praxis hat sich eine Kombination aus verschiedenen Messgeräten bewährt – von klassischen Kontaktfeuchtigkeitsmessern über das Protimeter bis zur Thermalkamera. In diesem Artikel beschreibe ich, wie ich diese Geräte einsetze, worauf ich achten muss und welche Grenzen und Fallstricke es gibt.

Was ist eine Feuchtebrücke und wie zeigt sie sich?

Bevor ich zu den Geräten komme, kurz zur Einordnung: Eine Feuchtebrücke entsteht, wenn Wasser bzw. Feuchtigkeit an einem Bauteil lokal konzentriert wird – zum Beispiel durch mangelhafte Wärmedämmung, Kältebrücken, Undichtigkeiten oder aufsteigende Feuchte. Sichtbare Zeichen sind Kondensat, Schimmel, abblätternder Putz oder dunkle Verfärbungen. Oft sind die Ursachen aber unsichtbar, deshalb brauchen wir Messungen.

Welche Messgeräte nutze ich und warum

Ich arbeite meist mit einer Kombination aus:

  • Kontaktfeuchtemessgerät (z. B. Protimeter MMS, Trotec T660 mit Nadelsonde)
  • kapazitiven/pinless Feuchtemessern (oberflächenorientiert, z. B. Protimeter Surveymaster, Testo 606-2)
  • Thermalkamera (z. B. FLIR, Testo oder Seek Thermal)
  • Hygrometer / Datenlogger zur relativen Luftfeuchte und Taupunktermittlung (z. B. Vaisala, Extech)
  • Endoskop/Inspektionskamera für Hohlräume
  • Jedes dieser Geräte hat seine Stärken und Schwächen. Thermalkameras sind ideal, um Temperaturunterschiede sichtbar zu machen — sie zeigen oft Kältebrücken, die mit Feuchteproblemen einhergehen. Kontaktmesser bzw. Nadelsonden liefern quantitative Werte in ProzentrF (relativer Feuchte im Material) und helfen, den Schweregrad einer Durchfeuchtung einzuschätzen. Kapazitive (pinless) Geräte sind schnell und zerstörungsarm — sie geben einen schnellen Überblick über großflächige Feuchteanomalien.

    Wie ich eine systematische Untersuchung durchführe

    Bei jedem Einsatz folge ich einem festen Ablauf, damit keine Stelle übersehen wird:

  • Erstbegehung: Sichtkontrolle für sichtbare Schäden, Gerüche und Schimmel.
  • Messung der Raumklima-Parameter: Temperatur und relative Luftfeuchte messen, Taupunkt berechnen.
  • Oberflächen-Scan mit Thermalkamera, um mögliche Kälte- und Feuchteindikatoren zu finden.
  • Gezielte Messungen mit kapazitiven Geräten über den gefundenen Bereichen.
  • Bei auffälligen Stellen: Kontaktmessung mit Nadelsonde für genaue Werte.
  • Dokumentation: Fotos, Messwerte, Positionen. Bei Bedarf Messpunkte in einem Grundriss einzeichnen.
  • Praktische Tipps zur Thermalkamera

    Die Thermalkamera ist oft das erste Gerät, das ich einsetze. Typische Hinweise auf Feuchtebrücken sind kältere Bereiche, weil feuchtes Material mehr Wärme speichert oder schneller abkühlt. Wichtige Punkte:

  • Immer das Umgebungsprofil prüfen: Fenster, Türen, Sonneinfall – externe Einflüsse können das Bild verfälschen.
  • Messungen nur bei stabilen Innen- und Außentemperaturen durchführen (empfohlen: Temperaturdifferenz von mindestens 8–10 °C).
  • Emissionsgrad einstellen: Verschiedene Materialien abstrahlen Wärmestrahlung unterschiedlich. Korrigieren, wenn möglich.
  • Thermalkameras zeigen Temperaturunterschiede, aber nicht direkt Feuchte. Kombiniere die Bilder mit Feuchtemessungen.
  • Vor- und Nachteile von Protimeter & Co.

    Protimeter ist ein häufig eingesetztes Markengerät mit mehreren Messmodi (kontaktierend und nicht-kontaktierend). Ich mag es, weil es robust ist, einfache Referenzwerte liefert und sich gut für Baustellen eignet. Wichtig zu wissen:

  • Vorteile: Schnelle Orientierung, kombinierte Messmethoden (pin und pinless), robuste Bauweise, gute Dokumentationsmöglichkeiten bei höherwertigen Modellen.
  • Nachteile: Pin-Sonden sind invasiv und können kleine Schäden verursachen; kapazitive Messungen sind oberflächenorientiert und dringen nicht tief ins Mauerwerk.
  • Wann setze ich Nadelsonden ein?

    Nadelsonden (pin probes) messen die Feuchte tiefer im Material und sind notwendig, wenn ich wissen will, ob ein Bauteil wirklich durchfeuchtet ist oder nur die Oberfläche betroffen ist. Beispiele:

  • Verdacht auf aufsteigende Feuchte im Sockelbereich.
  • Feuchte im Mauerwerk hinter Dämmung oder Putz.
  • Überprüfung von Trocknungsfortschritten nach Sanierungsmaßnahmen.
  • Ich achte darauf, mehrere Messpunkte in vertikaler Abfolge zu setzen, um das Feuchteprofil zu sehen. Außerdem vergleiche ich Werte mit Referenzbereichen des Materials (z. B. bestimmter Mauerwerkstyp). Werte über ~4–5 % bei Holz oder über 3–5 Vol.-% bei mineralischen Baustoffen können kritisch sein – genaue Schwellen hängen vom Material ab.

    Feuchte und Taupunkt: Warum Hygrometer wichtig sind

    Oft liegt kein angeblicher Wasserschaden vor, sondern Kondensation durch ungenügende Dämmung: Die Luft kühlt an einer kalten Stelle ab und fällt unter den Taupunkt – dann entsteht Feuchte. Deshalb messe ich immer:

  • Innen- und Außenlufttemperatur, relative Luftfeuchte (rF).
  • Tauwasserrisiko berechnen und mit Thermalkamera-Abbildungen abgleichen.
  • Mit diesen Daten kann ich beurteilen, ob eine künftige Sanierung (z. B. Innendämmung) Risiken birgt, weil dann neue Flächen taupunktgefährdet sein könnten.

    Typische Fehler und wie ich sie vermeide

    Bei Messungen auf Baustellen sehe ich immer wieder folgende Fehler:

  • Allein auf Thermikbilder vertrauen. Lösung: Thermik nur als Indikator, nie als Alleinbeweis nutzen.
  • Messungen bei ungünstigen klimatischen Bedingungen (z. B. direkte Sonneneinstrahlung). Lösung: Messzeiten wählen, mit Temperaturdifferenz arbeiten und dokumentieren.
  • Einzelmesspunkt als repräsentativ ansehen. Lösung: Rastermessung anlegen und Messpunkte dokumentieren.
  • Fehlende Kalibrierung der Geräte. Lösung: Regelmässig kalibrieren bzw. Justierung prüfen, besonders bei Hygrometern.
  • Kurzer Vergleichstisch: Geräteübersicht

    Gerät Stärken Schwächen
    Thermalkamera (FLIR, Testo) Schnell, großflächig, sichtbar machend Zeigt Temperatur, nicht direkt Feuchte; abhängig von Temperaturdifferenzen
    Protimeter (pin & pinless) Kombiniert Scan & Präzisionsmessung; bewährt Pin-Invasive Messung; pinless wenig tief
    Nadelsonde (z. B. Trotec) Genaue Materialfeuchte, tiefere Messung Perforiert Oberfläche, punktuell
    Hygrometer / Datenlogger Ermöglicht Taupunktberechnung & Langzeitdaten Keine Materialwerte

    Abschliessende Hinweise aus der Praxis

    Meine Faustregel: Nutze mehrere Messmethoden kombiniert. Eine Thermalkamera hilft dir, schnell auffällige Bereiche zu finden; kapazitive Scanner geben dir einen zerstörungsarmen Überblick; Nadelsonden liefern die nötige Sicherheit für Entscheidungen. Dokumentiere alles und berücksichtige das Raumklima – viele Feuchteprobleme entstehen durch Kombinationen von baulichen Schwächen und ungünstigem Nutzerverhalten. Wenn du unsicher bist, empfiehlt sich eine professionelle Feuchteanalyse oder ein Gutachten, besonders bei historischen Gebäuden oder bei komplexen Sanierungen.


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