Parkett schleifen: welche korngrößen und schleifrichtung sorgen für ein gleichmäßiges finish

Parkett schleifen: welche korngrößen und schleifrichtung sorgen für ein gleichmäßiges finish

Beim Parkett schleifen entscheidet die richtige Kombination aus Korngröße und Schleifrichtung über das spätere Erscheinungsbild: Streifen, Schleifriefen oder ungleichmäßiger Glanz können ein schönes Holzfinish ruinieren. In meiner Arbeit auf Baustellen habe ich immer wieder gesehen, wie sich einfache Regeln und eine durchdachte Schleiffolge positiv auf das Ergebnis auswirken. Ich schildere hier meine Praxisempfehlungen, typische Fehler und konkrete Schleiffolgen — so, wie ich sie selbst anwende.

Warum Korngröße und Schleifrichtung so wichtig sind

Die Korngröße bestimmt, wie grob das Holzmaterial abgetragen wird. Grobe Körner (niedrige Zahlen) entfernen alter Belag, Unebenheiten und tiefe Kratzer; feine Körner (hohe Zahlen) glätten und bereiten das Holz für Öl oder Lack vor. Die Schleifrichtung steuert die Struktur: Gegen die Maserung geschliffen entfernt man Material schneller, mit der Maserung erzielt man ein gleichmäßiges Erscheinungsbild. Eine falsche Reihenfolge oder inkonsistente Richtung hinterlässt Schleifspuren, die nach der Oberflächebehandlung sichtbar werden.

Generelle Schleiffolge (bewährt in der Praxis)

Ich arbeite meist mit einer abgestuften Kornfolge. Hier eine gebräuchliche Abfolge, die für die meisten Massiv- und Mehrschichtparkette passt:

SchrittKorngröße (SIA/FEPA, P-Angaben)Zweck
GrobschliffP40–P60Alten Lack/Leimflecken, tiefe Unebenheiten entfernen
Mittlerer SchliffP60–P80Grobe Kratzer glätten, Übergänge mildern
FeinschliffP80–P120Oberfläche gleichmäßig formen, grobe Schleifspuren entfernen
Very Feinschliff / FinishP120–P180 (manchmal bis P220)Für seidig-mattes Finish / Vorbereitung auf Öl

Diese Abfolge ist ein Ausgangspunkt. Bei stark beschädigtem Parkett starte ich oft mit P36–P40. Für frisch gespachtelte Flächen oder empfindliche Oberflächen kann ich früher zu feineren Körnungen wechseln.

Schleifrichtung: Wie ich vorgehe

Meine Reihenfolge bei der Schleifrichtung ist praxisorientiert:

  • 1. Grobschliff gegen die Faserrichtung: Beim ersten Durchgang (grobe Körnung) schleife ich oft leicht diagonal oder gegen die Maserung, um schnell Material zu entfernen. Das bricht alte Lackschichten sauber auf.
  • 2. Übergangsschliff quer: Beim mittleren Schliff wechsle ich zur Querbewegung, um Kanten und Übergänge zu glätten. Das hilft, wellige Stellen gleichmäßiger zu bearbeiten.
  • 3. Abschluss mit der Faserrichtung: Den letzten Schleifgang führe ich immer in Faserrichtung aus. So werden verbleibende Riefen optisch minimiert und das Licht reflektiert gleichmäßiger.

Bei massiven Dielen achte ich besonders darauf, die letzten Durchgänge in Längsrichtung der Dielen zu machen. Bei Mehrschichtparkett (hohe Nutzschicht ist dünner) ist vorsichtiger Umgang mit groben Körnungen nötig — sonst riskiert man das Durchschleifen bis zum Trägermaterial.

Maschinenwahl und Technik

Die Wahl der Maschine beeinflusst das Ergebnis: Bandschleifer (Teller- oder Bandschleifer) arbeiten schnell, können aber bei unsachgemäßer Führung Furchen hinterlassen. Exzenterschleifer und Rotationsschleifer (z. B. Mirka®, Bosch®-Profi-Geräte) hinterlassen weniger sichtbare Spuren, sind aber langsamer beim Abtrag.

  • Bandschleifer: Effizient beim Grobschliff, unbedingt mit Absaugung und ruhiger Hand arbeiten; Kantenbereiche separat bearbeiten.
  • Exzenterschleifer/Rotationsschleifer: Ideal für Feinschliff und Endbearbeitung; reduziert Schleifspuren und sorgt für feines Finish.
  • Kantenschleifer: Für Sockel- und Randbereiche; gleiche Körnung wie der Hauptschliff verwenden und Übergänge sorgfältig entgraten.

Übergänge und „Feathering“

Ein häufiges Problem sind sichtbare Übergänge zwischen dem Bereich, den die schwere Maschine erreicht, und dem Randbereich. Ich arbeite deshalb mit abgestuften Körnungen auch an den Rändern und feather die Übergänge: das heißt, ich schleife die Kante mit leicht geringerem Druck und in mehreren feinen Gängen, bis der Übergang optisch verschwindet.

Schleifstaubmanagement und Sauberkeit

Staub ist nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern beeinflusst die Haftung von Lacken und Ölen. Ich nutze immer eine leistungsfähige Absaugung an der Maschine (Staubsauger mit HEPA-Filter, z. B. von Festool® oder Kärcher® für den Profi-Bereich). Zwischen den Körnungen sauge ich gründlich ab und führe einen feuchten Wisch (fast trockenes Tuch) aus, um feine Staubreste zu entfernen.

Schleifen vor Öl vs. Lack

Die Zielkorngrößen unterscheiden sich je nach Endbehandlung:

  • Für Öle: Oft genügt P100–P120 als Endkorn; Öle lassen die Holzmaserung stärker hervorheben, daher ist eine sehr feine und gleichmäßige Körnung wichtig.
  • Für Lack: Hier arbeite ich bis P120–P150; für hochglänzende Lacke kann ein finaler Zwischenschliff mit P180–P220 (zwischen Lackschichten) nötig sein, um ein spiegelnderes Finish zu erzielen.

Typische Fehler und wie ich sie vermeide

  • Zu schneller Kornwechsel: Manchmal möchte man Zeit sparen und komplett von P40 direkt zu P120 springen — das hinterlässt oft tiefe Riefen, die der feine Schliff nicht mehr ausgleicht. Meine Regel: mindestens zwei Schritte zwischen grob und fein.
  • Ungleichmäßiger Druck: Zu starker Druck an einer Stelle führt zu Vertiefungen. Ich lasse die Maschine die Arbeit tun und vermeide punktuelle Belastung.
  • Falsche Schleifrichtung beim Finish: Wenn der letzte Schliff nicht in Faserrichtung erfolgt, sieht die Fläche „grau“ und matt aus. Den letzten Durchgang immer mit der Maserung machen.
  • Unzureichende Reinigung: Staubpartikel unter Lack oder Öl sorgen für raues Gefühl. Zwischen den Schritten sauge ich und wische mit einem tack-cloth oder leicht feuchtem Tuch nach.

Praxis-Tipp: Probefläche und Kontrolle

Bevor ich das ganze Zimmer schleife, lege ich eine Probefläche an: verschiedene Körnungen testen, Endbehandlung (Öl/Lack) auftragen und das Ergebnis unter unterschiedlichen Lichtverhältnissen prüfen. So vermeide ich Überraschungen.

Zusammengefasst: Eine durchdachte, abgestufte Kornfolge, das Einhalten der richtigen Schleifrichtungen — und sorgfältiges Staubmanagement — sind die Erfolgsfaktoren für ein gleichmäßiges Finish beim Parkett schleifen. Mit etwas Übung lassen sich auch knifflige Stellen sauber ausarbeiten; die Mühe lohnt sich, denn ein gut geschliffenes Parkett zeigt seine Schönheit erst nach der Oberflächenbehandlung voll.


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