Wie erkenne ich schimmel hinter fliesen und welche fehlerfreie sanierung schützt die bausubstanz

Wie erkenne ich schimmel hinter fliesen und welche fehlerfreie sanierung schützt die bausubstanz

Hinter Fliesen verbirgt sich öfter Schimmel, als viele glauben — besonders in Nassräumen wie Bädern oder in schlecht belüfteten Küchen. Als Praktikerin auf der Baustelle sehe ich regelmäßig Fälle, bei denen oberflächlich alles sauber aussieht, während sich die Bausubstanz bereits zersetzt. In diesem Beitrag erkläre ich dir, wie du Schimmel hinter Fliesen erkennst, welche Ursachen dahinterstecken und wie eine fehlerfreie Sanierung aussieht, die die Bausubstanz schützt.

Woran erkenne ich Schimmel hinter Fliesen?

Schimmel hinter Fliesen ist nicht immer sofort sichtbar, deshalb achte ich auf eine Kombination aus Hinweisen:

  • Geruch: Ein muffiger, erdiger oder modriger Geruch ist oft das erste und verlässlichste Zeichen.
  • Farbige Verfärbungen: Dunkle Streifen oder punktförmige Flecken in Fugen oder an Sockelbereichen können Hinweise sein. Manchmal ist nur die Fuge betroffen, aber der Schimmel sitzt dahinter.
  • Abplatzende Fliesen oder hohler Klang: Wenn Fliesen beim Klopfen hohl klingen oder sich lösen, kann Feuchtigkeit unter dem Fliesenbelag vorhanden sein.
  • Feuchte Stellen an angrenzenden Bauteilen: Verfärbte Farbe an Wänden oder Decken, Salzkrusten (Ausblühungen) und aufgequollene Putze deuten auf Feuchtigkeit hin.
  • Gesundheitliche Anzeichen: Wiederkehrende Atemwegsbeschwerden, Kopfschmerzen oder allergische Reaktionen nach längerem Aufenthalt im Raum können ein Indiz sein.

Praktische Prüfmethoden vor der Demontage

Bevor ich großflächig Fliesen entferne, nutze ich mehrere nicht-invasive Tests, um mir ein Bild zu machen:

  • Feuchtemessung: Geräte wie Feuchtemessgeräte mit Nadel- oder Oberflächenmessung (z. B. Protimeter oder Gann) zeigen, ob erhöhte Feuchtewerte vorliegen.
  • Thermografie: Mit einer Wärmebildkamera (z. B. Seek Thermal, FLIR) lassen sich Kältezonen und Feuchtebrücken sichtbar machen — feuchte Stellen erscheinen oft kühler.
  • Geruchsprobe und Sichtkontrolle: Riechen und genau die Fugen, Sockel und Außenkanten prüfen.
  • Probe-Bohrung: Eine kleine Bohrung in einer unauffälligen Fuge oder hinter einer lose wirkenden Fliese erlaubt es, Lufteinströmung, Geruch und Materialprobe zu entnehmen.

Ursachen: Warum entsteht Schimmel hinter Fliesen?

Die häufigsten Ursachen, die ich vor Ort antreffe, sind:

  • Defekte Abdichtung: Feuchte dringt durch undichtes Dichtband, gebrochene Duschwannenränder oder mangelnde Verbundabdichtung (Schutzschicht fehlt oder ist falsch ausgeführt).
  • Wassereintritt von außen: Rohrlecks in der Wand oder im Boden, undichte Anschlussfugen oder überlappende Abdichtungen.
  • Ungenügende Belüftung: Kondensation durch schlechte Lüftung begünstigt Schimmelbildung.
  • Wärmebrücken: Kühle Stellen an Wand- oder Bodenschnittstellen führen zu Kondensation.
  • Falsche Materialkombinationen: Dampfdichte Schichten, die Feuchte einschließen, oder nicht kapillaraktive Putze schaffen Probleme.

Fehlerfreie Sanierung: meine Schritt-für-Schritt-Vorgehensweise

Bei jeder Sanierung steht für mich zuerst die Ursache im Zentrum. Ohne Beseitigung der Ursache hat jede kosmetische Aktion nur begrenzte Wirkung. So arbeite ich:

  • 1. Bestandsaufnahme und Dokumentation: Fotodokumentation, Feuchtemessungen, ggf. Laboranalyse (Schimmelartbestimmung), um Gefährdung und Ausmaß zu erkennen.
  • 2. Ursachenbeseitigung: Defekte Leitung reparieren, Anschlussfugen erneuern, Belüftung verbessern oder Taupunktprobleme beheben.
  • 3. Gezielte Öffnung: Nur dort Fliesen entfernen, wo es nötig ist — angefangen an kritischen Kanten (Sockel, Bodenanschluss, Nasszellenanschlüsse).
  • 4. Trocknung: Mechanische Trocknung (Luftentfeuchter, gezielte Beheizung) bis zu akzeptablen Restfeuchtewerten; Holz und putzbasierte Werkstoffe müssen entsprechend beurteilt werden.
  • 5. Schimmelentfernung: Befallene mineralische Schichten großzügig entfernen. Bei starkem Befall oder toxischen Schimmelarten arbeite ich mit dem Sachverständigen zusammen und beauftrage Fachfirmen mit entsprechendem Schutzkonzept.
  • 6. Sanierung der Bausubstanz: Ersetzen zerstörter Putze, erneute Ausführung mit diffusionsoffenen, mineralischen Produkten (z. B. Kalk-Zementputz oder Kalkputze), damit die Wand wieder "atmen" kann.
  • 7. Abdichtung und Wiederaufbau: Für Nassräume: normgerechte Verbundabdichtung nach den Regeln der DIN/ÖNORM/SIA ausführen (z. B. flächige Dichtschlämme wie PCI-Seccoral, Mapei Mapelastic oder Sika®-Systeme) plus korrekte Rissüberbrückung und Anschlussabdichtungen.
  • 8. Neuverfliesen mit geeigneten Systemen: Nutzung flexibler, zementärer Fliesenkleber, korrekte Fugenprofile und ggf. Einsatz von systemgeprüften Dichtmanschetten (z. B. Wedi, Schlüter Kerdi bei spezifischen Anforderungen).

Spezielle Hinweise zum Schutz der Bausubstanz

Damit die Sanierung dauerhaft wirkt, achte ich auf folgende Punkte:

  • Diffusionsoffen statt Dampfsperre: Mineralische Putze und auf Streichbasis diffusionsoffene Dichtschichten sind in vielen Altbauten sinnvoller als dampfdichte Folien, die Feuchte einschließen.
  • Wasser ableiten: Dusch- und Bodenabläufe, Gefälle und Anschlussdetails müssen Wasser immer sicher ableiten — stehendes Wasser ist Gift für Wandaufbauten.
  • Wärmebrücken vermeiden: Gute Dämmung und sorgfältige Planung von Bauteilanschlüssen reduzieren Kondensationsrisiken.
  • Materialkompatibilität: Keine Kombinationen, die zu Sperrschichten führen (z. B. bituminöse Schichten auf bestimmten Putzsubstraten), ohne das Gesamtaufbaukonzept zu prüfen.

Wann du Profis hinzuziehen solltest

Bei Leckagen, großflächigem Befall, oder wenn gesundheitsgefährdender Schimmel vermutet wird, rate ich zur Expertise:

  • Sanierungsfachbetrieb mit Abdichtungserfahrung (Badsanierung, Rohrbruchsanierung)
  • Baubiologe oder Mikrobiologe zur Bestimmung der Schimmelart
  • Gebäudetechniker für Trocknungskonzepte bei stark durchfeuchteter Bausubstanz

Typische Fehler, die du vermeiden musst

  • Nur überstreichen: Farbe über Schimmel maskiert das Problem, aber beseitigt es nicht.
  • Falsche Abdichtungsschichten: Dampfsperren bringen oft mehr Schaden, wenn das Gebäude auf Feuchte ausgelegt ist.
  • Zu schnelle Wiederverfliesen: Wenn das Material nicht vollständig trocken ist, verstärkst du den Schaden.
  • Zu enge Fugen ohne ausreichende Bewegungsfugen: Spannungen führen zu Rissen in Abdichtungen.

Praktische Produktempfehlungen und Werkzeuge

In meinen Projekten haben sich bewährt:

  • Feuchtemessgerät: Protimeter Surveymaster oder Gann Hydromette
  • Wärmebildkamera: FLIR C5 oder günstigere Seek Thermal Module
  • Abdichtsysteme: PCI-Seccoral, Mapei Mapelastic, SikaTop Seal
  • Mineralischer Putz: Kalk-Zementputze von lokalen Herstellern (fachgerecht aufgetragen)
Prüfmethode Vorteil Nachteil
Feuchtemessgerät Genaue Messwerte Benötigt Gerät und Erfahrung
Thermografie Non-invasiv, schnell Interpretation nicht immer eindeutig
Probe-Bohrung Direkter Nachweis Invasiv, kleine Beschädigung

Wenn du unsicher bist, fang klein an: messe die Feuchte, dokumentiere und öffne nur testweise kleine Stellen. Viele Probleme lassen sich mit gezielter Ursachebeseitigung, korrekter Abdichtung und geduldigem Trocknen dauerhaft lösen — so schützt du die Bausubstanz und verhinderst wiederkehrenden Schimmelbefall.


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